Mein NoBuy Jahr – meine Erfahrungen

von Jana
Mein NoBuy Jahr Erfahrungen Rückblick

Da sitze ich einige Wochen nach dem Ende unserer NoBuy Challenge und fühle mich ein bisschen unwirklich. Ist es tatäschlich vorbei? Ein ganzes Jahr ohne Konsum? Haben wir uns an die selbstgesteckten Regeln gehalten? War es leichter oder schwieriger als ich es mir vorgestellt habe? Welche Erfahrungen haben wir im NoBuy Jahr gemacht? Und ich stelle mir die Frage: Was ist dabei rausgekommen? Hat sich das alles gelohnt?

Die harten Zahlen. Hat sich das NoBuy Jahr finanziell gelohnt?

Am schnellsten kann man die Frage sicher mit einem Blick auf Zahlen lösen. Die lügen ja schließlich nie, oder?

Tatsächlich ist mein persönlicher KPI (also die Indikator, ob ich mein finanzielles Tun als erfolgreich betrachte oder nicht) unsere Sparquote. Also der Anteil von unserem Einkommen, den wir investieren. Und ja, diese Zahl lächelt mich sehr freundlich an. Wir haben im vergangenen Jahr tatsächlich über 70% unseres Einkommens (aus Erwerbsarbeit) investiert.

70 % Sparquote

Ist das nicht irre? Ich bin total geflasht. Wenn wir mehrere solche Jahre hätten, wären wir in 8,5 Jahren FIRE oder anders formuliert: müssten nicht mehr arbeiten. (Du verstehst nur Bahnhof? In diesem Artikel erkläre ich, was FIRE ist und warum die Sparquote so eine wichtige Zahl ist.)

Ich bin immer noch total geflasht. Und ganz klar. Finanziell betrachtet war es ein mega Erfolg. Nur war das gar nicht mein größtes Ziel.

Ok, Geld ist hängen geblieben. Was ist mit der Umwelt?

Keine Sorge, ich spiele hier nicht den menschlichen CO2 Rechner. Dass ein Jahr mit deutlich reduzierten Käufen vermutlich einen positiven Effekt auf unsere Umweltbilanz hat, ist ja auch ein NoBrainer. (Wobei ich das gar nicht so genau weiß, schließlich haben wir ein neues Auto gekauft. Ok, wir haben dafür zwei alte hergegeben.)

Aber ich wollte eine Beobachtung mit Dir teilen. In meiner Gemeinde muss außer dem Bio- und Restmüll alles zu Sammelstellen gefahren werden. Macht man das eine Weile, hat man ein ganz gutes Gefühl dafür, wieviel Müll man so produziert. Und ich kann festhalten: Wir haben etwa um die Hälfte weniger an Fahrten zur Sammelstelle/Wertstoffhof gebraucht, als in den Vorjahren. Und das finde ich mal ziemlich gut. Immer noch zu viel, aber besser.

Aber hab ich auch was gelernt?

Der eigentliche Grund für die NoBuy Challenge war ja mein ganz persönlicher Kampf mit dem Konsum. Mein Kaufverhalten war schlicht außer Kontrolle. Und ich wollte lernen, Maß und Mitte zu finden. Hat das geklappt?

Die Antwort ist: JA! Mit einem kleinen „aber“.

Tatsächlich hatte ich am Anfang noch häufig einen starken Kaufdrang. Manchmal ging es um Wünsche des Kindes, manchmal war mir langweilig oder ich war gestresst (seltsam, wie so unterschiedliche Zustände zum selben Effekt führen). In jedem Fall hat es mich Kraft gekostet Wege aus diesem Drang zu finden. Doch über die Zeit und mit dem Üben wurde es leichter und leichter. Und in der zweiten Jahreshälfte habe ich tatsächlich kaum noch darüber nachgedacht. Zumindest Impulshopping war kein Thema mehr. Und ich hab diese Leichtigkeit tatsächlich gespürt. Und diese Freiheit fühlt sich mega an.

Aber der größte Erfolg für mich, war gar nicht das komplette Weglassen von Shopping. Sondern, dass ich im letzten Drittel der Challenge gespürt habe: jetzt übertreibst Du es. Jetzt bist Du im „zu wenig“ angekommen. Und dass ich mir erlaubt habe, etwas zu kaufen, dass mein Leben nachhaltig besser gemacht hat. Und mich damit an diesen wunderbaren Punkt des „genau richtig“ gebracht hat.

Bin ich jetzt geheilt? Hat die Shoppingqueen die Bühne verlassen?

Ich wünschte ich könnte jetzt huldvoll von meiner Kanzel predigen und behaupten, ich hätte des Rätsels Lösung gefunden. Tatsächlich habe ich aber immer noch eine Menge Themen, bei denen ich in alte Muster falle. Beispiel gefällig?

Nachdem ich im November beschlossen habe, dass ich ab jetzt pflanzenbasiert esse, habe ich in guter alter Manier erstmal was getan? Genau. Den Vorrat mit Pflanzenmilch, Nusssbutter und getrockneten Hülsenfrüchten aufgefüllt. Und zwar bis zu Bersten. Man stelle sich einmal vor, ich hätte mal nicht genau die Sorte Linsen zu Hause, auf die ich jetzt Lust habe. Absolut unzumutbar.

Du siehst also – ein paar Dinge haben sich nicht wirklich geändert. Der innere Hamster hat mich weiter fest im Griff.

Kaufe ich jetzt nur noch das Richtige?

Eigentlich könnte man ja davon ausgehen, dass man in einem NoBuy Jahr noch sehr bewusste und achtsame Kaufentscheidungen trifft und damit quasi vor jedem Fehlkauf gefeiht ist. Man hat ja jetzt schon so seine Erfahrungen. Aber zumindest für mich gilt das nicht.

Die zu Beginn der Challenge gekaufte Schrägbank hat sich genauso wie die zweite Schmutzfangmatte als reine Verschwendung von Geld, Platz und Lebensenergie herausgestellt. Klar, das ist kein Drama. Aber falls es Deine Hoffnung ist, dass eine NoBuy Challenge automatisch das goldene Händchen beim Kaufen beschert – zumindest für mich gilt das nicht.

Was bleibt nach der Erfahrung mit der NoBuy Challenge? Alles wieder beim Alten?

Seit mittlerweile 8 Wochen darf ich wieder einkaufen, ohne irgendeine Challenge im Nacken. Und zu meiner eigenen Überraschung ist gar nicht viel passiert.

Ich habe mir ein Erwachsenen Malbuch gekauft und für mein Kind ein Hero Turtle Kostüm. Dass es voller stolz heute getragen hat. Außerdem gab es das letztes Jahr erwähnte Hängesesselgestell im Angebot, das wird demnächst geliefert. 3 Dinge, davon 1 geplantes Teil. So sieht kein Kaufrausch aus.

Ich merke auch, dass ich weniger offen bin für Werbung und andere Trigger. Die Aktionsartikel beim Discounter blendet mein Hirn quasi aus. Das geht soweit, dass ich mit einer Freundin beim Möbelschweden war und NICHTS gekauft habe. NICHTS. Nicht mal ein Teelicht.

Nach den Erfahrungen in diesem Jahr – Würde ich es wieder machen?

Stellt sich die Frage, ob ich nochmal eine NoBuy Challenge machen würde. Vielleicht als No-Vorrats-Challenge?

So wie es heute anfühlt, sage ich ja. Sogar hell yeah. Ich habe wahnsinnig viel gelernt. Und ganz im Ernst. Gegen Ende des Jahres ging es lange nicht mehr, um „bloß nichts kaufen“, sondern tatsächlich eher die Suche nach dem „genau richtig“. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Und dem bin ich im vergangenen Jahr wesentlich näher gekommen. Ich habe also tatsächlich mein Ziel erreicht und nicht nur theoretisch was gelernt, sondern einen großen Teil meiner Gewohnheiten geändert. Zum besseren.

Und ich bin innerlich ruhig. Da ist kein großes Loch, das mit Zeug gefüllt werden will. Kein schreiender Kaufdrang. Ich fühle mich tatsächlich frei. Und das, das ist der eigentlich Erfolg.

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