Gegen Corona Angst: Entspannung für den inneren Hamster

von Jana
Gegen Corona Angst: Entspannung für den inneren Hamster

„Hoffentlich bekomme ich TK-Erbsen.“, das ist heute mein Gedanke als ich in den Supermarkt gehe. Habe aber wenig Hoffnung. Neben den Erbsen hätte ich auch gerne sowas exklusives wie Hefe. Mein Kind wünscht sich nämlich Pizza. Und sie will den Teig selbst machen. Verwöhnte Göre. Aber diese Zeiten sind vorbei. Es herrscht Corona Angst.

Tatsächlich ist das seit wenigen Wochen der Normalzustand. Ich weiß vor dem Einkauf nicht, ob ich alles bekomme. Und wenn das früher eher ein „mal schauen, ob es Morcheln gibt“ Gedanke war, stellt sich die Frage jetzt auch bei 0815 Produkten. Kidneybohnen aus der Dose zum Beispiel. Oder eben Trockenhefe. Ein selten gesehenes Luxusgut.

Denkste. Denn natürlich ist nicht weniger Trockenhefe da als früher. Sie ist nur versteckt. Sicher verpackt in vielen, vielen Lagen Klopapierrollen. In ziemlich vielen Haushalten gibt es gerade wahrscheinlich mehr Hefe als zu jedem beliebigen anderen Zeitpunkt in den letzten 10 Jahren. Die Hefe ist nicht weg. Sie hat jetzt einen neuen Job. Sie lässt nicht Pizzateig hochgehen, sondern sie hilft Menschen jetzt dabei, sich sicher zu fühlen.

Hamstern passiert aus vielen Gründen

Tatsächlich spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle bei den gerade zu beobachtenden Hamsterkäufen. Manche haben eine große Familie und wollen vermeiden ständig einkaufen zu gehen. Ein paar wollen vielleicht auch einfach nicht auf ihre Standardgerichte verzichten. Andere haben Sorge während einer möglichen Quarantäne nicht mehr versorgt zu werden. Und sie alle sorgen daher vor. An und für sich, ist das ja eine gute Sache. Fühlt sich aber nicht so an, oder?

Du hast wahrscheinlich auch bemerkt, dass ich gerade dreimal das Wort „Sorge“ hintereinander benutzt habe. Denn darum geht es meistens. Sorgen haben. Und statt sicher fühlen sich die meisten eben be-sorgt.

Aber was genau würde denn jetzt zur Entspannung führen? Wäre würde sich sicher anfühlen? Was hilft? Wir wissen es nicht. Und wollen doch irgendetwas tun. Hauptsache dieses Gefühl der Ohnmacht geht weg.

Auch die Angst ist ansteckend.

Was machen wir also? Wir beobachten die anderen (vielleicht wissen die ja besser, was jetzt zu tun ist). Und die kaufen Klopapier. Also kaufe ich das jetzt auch. Kurzes Innehalten. Ja, ist besser. Zumindest kurz.

Blöderweise habe ich beim Rausgehen gesehen, dass es keine Nudeln mehr gibt. Und jetzt habe ich Angst, weil offensichtlich Nudeln auch total wichtig wären. Leere Regale kenne ich nicht. Da muss doch was wichtiges schief laufen, wenn die Regale leer sind, oder? Und da ist sie wieder: Die Angst. Und der ist auch egal, dass ich noch 5 Packen Nudeln zu Hause habe. Das Regal hat voll zu sein.

Denn Angst ist ansteckend. Auch Corona Angst.

Corona Angst ist nicht konkret. Und darum versuchen wir uns gleich vor allen freak Ereignissen gleichzeitig zu schützen

Dabei hat wohl kaum einer wirklich Angst davor, dass er kein Mehl mehr hat. Oder gleich gar nichts mehr zu essen. Weil wir wissen, dass es jetzt gerade nicht um eine Hungersnot geht. Sondern darum, das Gesundheitssystem und damit Menschen zu schützen. Aber das hilft irgendwie nur so bedingt. Die Angst ist eher konfus. Weil gerade alles so unplanbar ist, traut man den eigenen Prognosen nicht. Das verunsichert ziemlich dolle.

Und dann kommt dieses komische Gefühl in den Körper. Bei mir sitzt das so im Oberbauch und es macht mich innerlich unruhig. Ich mag dieses Gefühl nicht. Wenn dieses Gefühl wächst, dann verwandelt es sich. Dann wird es zu einem festen, dicken Klumpen. Angst. Und die ist ein beschissener Ratgeber und vor allem ein ziemlich ekelhaftes Gefühl.

Und was machen wir gerne mit Gefühlen, die wir nicht sonderlich mögen? Jep. Wir versuchen sie wegzumachen. Guter Plan. Aber wie macht man das eigentlich?

Die Angst weg machen. Klingt gut.

Das mit dem Klopapier hat geholfen. Vielleicht hab ich ja noch nicht genug vorgesorgt. Was könnte ich denn noch brauchen, mit so einem Virus? Hmmm. Desinfektionstücher!!! Toll. Ich kaufe Desinfektionstücher. Puh, die vorletzte Packung erwischt. Dann kaufe ich gleich noch mehr haltbare Sachen. Better save than sorry. Alles heimgeschleppt. Weggeräumt. Jetzt ist besser. (tick, tack, tick tack, tick tack) F****. Schon wieder da.

Der beliebte „ich shoppe mich glücklich“ Trend hat offensichtlich eine kleine Schwester, die hießt „ich kaufe mich sicher“. Warum beides das nicht funktioniert ist auch klar. Weil unsere Angst nix mit fehlenden rosa Stillettos oder fehlenden Desinfektionstüchern zu tun hat. Die Angst ist nicht konkret. Da steht kein zähnefletschender Wolf vor uns, bei dem wir uns entscheiden müssen ob wir kämpfen oder fliehen wollen. Da ist eine komplexe mögliche Bedrohungslage , die wir schwer greifen können. Und das macht die Angst nur größer.

Was wir versuchen ist, etwas zu tun. Die Angst wegzumachen. Aber das funktioniert nicht, wenn unser Alltag sich so sehr verändert und wir immer wieder daran erinnert werden: etwas ist anders als es bisher war. Und ich keine Ahnung habe, was das für die Zukunft bedeutet.

Das heißt nicht, dass in Panik verfallen die einzige Option ist. Es heißt nur, dass die Angst nicht weggehen wird. Und weißt Du was: Das ist in Ordnung. Angst gehört zum Leben dazu. Und wir können lernen, damit umzugehen. Und nein, TK Erbsen bunkern hilft Dir nicht dabei.

Was kannst Du konkret tun?

Erstens: Akzeptiere Deine Angst. Wegmachen ist nicht. Sie ist da und das ist ok. Beim Versuch, Dich angstfrei zu machen, reibst Du Dich wahrscheinlich nur auf. Also konzentriere Dich auf Dein Leben. Und akzeptiere die Angst als Teil davon. Ich kann das nicht oft genug betonen. Angst gehört zum Leben dazu. Sie will Dir helfen, dich warnen, diene Aufmerksamkeit auf Bedrohungen richten. Das ist nett gemeint, aber manchmal im Leben halt genau eines nicht: hilfreich. Nämlich dann, wenn die Angst so groß ist, das sie dein Leben beeinträchtigt. Und das auch noch ohne die Situation irgendwie zu verbessern.

Beim Akzeptieren hilft Dabei vor allem eines: Achtsamkeit. Eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis. Wer regelmäßig meditiert, dem rate ich in diesen Zeiten das auszuweiten. Häufiger oder länger zu meditieren. Oder auch einfach mal wieder was neues auszuprobieren. Mein aktuelles Highlight: achtsames Gehen.

Und wenn ich noch nie meditiert habe?

Viele Anbieter von Meditation Apps geben gerade in der Corona Krise Inhalte kostenlos her. Zum Beispiel Headspace bietet ihren Grundlagenkurs und Einschlafhilfen kostenlos an. Probiere das aus. Und ja, das geht auch mit Kind. Mache ich gerade jeden Abend und so hat Mama auch mal eine Einschlafbegleitung.

Alternativ kannst Du auch 7Mind ausprobieren. Viele gesetzliche Krankenkassen erstatten die Teile der Kosten für den ABSM Kurs. (Das ist ein kompletter Kurs, der Dich in das Thema Achtsamkeit einführt.) Achtsamkeit wird Dir dabei helfen, mit der Angst leben zu können. Sie kommt und geht und Du kannst Dein Leben leben.

Was hilft noch? Eine Idee für Mutige.

Manchen Menschen hilft es, ganz konkret zu werden. Und tatsächlich in das Gefühl rein zu spüren. Magst Du mit mir mutig sein?

Schau Dir Deine Angst mal an. Schieb sie nicht sofort weg, sondern bleib mal bei dem Gefühl. Wo sitzt es im Körper? Wie fühlt es sich an? Verändert sie sich über die Zeit? Geht sie zwischenzeitlich mal weg? Wie fühlt es sich an, etwas trotz oder mit der Angst zu tun? Also zum Beispiel mit Deinen Kindern zu lachen oder mit einer Freundin am Telefon? Spür hin, freunde Dich an. Diese Empfindungen und Gefühle wollen uns häufig etwas sagen. Was will Dir Deine Angst sagen? Nach meiner Erfahrung, wird die Angst kleiner, wenn man ihr zugehört hat. Auch wenn die Botschaft nur ist: „Ich finde das alles gerade ziemlich gruselig.“

Klar, Dich den ganzen Tag mit Deiner Angst beschäftigen bringt nichts. Im Gegenteil. Denk mal nicht an einen rosa Elefanten. Merkste selbst, ne. Also – ab und an hinspüren ist ok. Und dann denkst Du an das, was Du im Leben haben willst. Wenn das gerade Entspannung ist, dann denk daran. Und stelle Dir vor, wie es wäre, jetzt entspannt zu sein. Toll, oder?

Stresshormone abbauen – Bewegung hilft beim Entspannen

Stresshormone abbauen. Und auch hier gilt: was immer für Dich am besten funktioniert. Für mich ist es Yoga, für einen anderen Joggen, für den Dritten Tagebuch schreiben. Tatsächlich ist Sport oder leichte Bewegung eine gute Idee. Wirkt ausgleichend auf die Hirnchemie und Du spürst. Deinen Körper besser. Damit bist Du mehr im Hier und Jetzt. Auch hier gibt es viele Anbieter, die ihr Angebot zum Teil kostenlos zur Verfügung stellen, so kannst Du auch in Deinem Wohnzimmer aktiv sein und so wieder in die Entspannung finden.

Meine Lieblings Yoga Lehrerin Erin Motz bietet ihre Inhalte 14 Tage kostenlos an. Aber auch Planet Fitness bietet kostenlose Inhalte in ihrer App an. Und täglich gibt es einen Live Stream auf ihrer Facebook Seite. Das Angebot ist im Augenblick riesig. Mach was draus.

Ganz wichtig: Vermeide Trigger

Drittens: Vermeide Trigger. Ja, das ist gerade fast unmöglich. Aber es hilft so sehr. Beschränke Dich auf eine (seriöse!!!) Informationsquelle am Tag oder vielleicht auch nur alle zwei Tage. Zu einer bestimmten Uhrzeit informierst Du Dich. Danach machst Du Radio, Fernseher und Social Media aus. Die Angst füttern macht sie unnötig größer. Kümmere Dich stattdessen um die Dinge, die Du immer gerne machen wolltest. Die machen deutlich glücklicher. Also schreibe Dir eine positiv Liste mit Dingen, die Du jetzt für Dich tun kannst. Und Themen, über die Du jetzt reden möchtest. Und konzentriere Dich auf das Positives und die Entspannung.

Bleib zu Hause und bleib gesund!

PS: Wenn es Dir mit dieser Situation sehr schlecht geht, bitte um Hilfe. Das darfst Du! Neben kostenlosen Online Angeboten (zum Beispiel von der Deutschen Depressionshilfe bei leichten Depressionen), gibt es auch Hilfstelefone. Wenn es ganz hart kommt, ruf den Notruf unter 112 an. Auch die Telefonseelsorge kümmert sich gerne um Dich unter 0800 111 0 111.

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